Kastanien, Safran, Wein und Seide

Warum in Mörel-Filet das Klima so mild ist

Es gibt zwei Grundvoraussetzungen für die Artenvielfalt in Mörel-Filet: Die Lage und das Klima. In Mörel-Filet verengt sich das Tal des jungen Rottens, fast wie bei einem Flaschenhals. Auf beiden Talseiten steigt das Gelände ziemlich steil an, auf der sonnigen Nordseite in Richtung Riederalp und Aletschgebiet, auf der schattigeren Südseite in Richtung Tunetschfluh und Tunetschalp. Die Enge des Tals führt dazu, dass die Gemeinde auf einer relativ kleinen Fläche eine ungewöhnlich hohe Zahl von unterschiedlichen Lebensräumen beherbergt. Nadelwälder, Auengebiet und Trockensteppe wechseln sich auf wenigen hundert Metern ab. Das ist eine wesentliche Voraussetzung für eine hohe Artenvielfalt.

Die Lage bestimmt auch das Klima. Das kommt schon in den Beschreibungen von Reisenden zum Ausdruck, die das Wallis im Mittelalter besucht haben.

„Im Mittelpunkt stand für die Reisenden das offenbar überraschend fruchtbare Tal mit den vielfältigen Kulturen: Wein, Getreide, Obstbäume inklusive Kastanien, die als Selven in der Oberwalliser Gemeinde Mörel, im Mittelwallis in Fully und Collonges sowie im Chablais in Monthey/Choex, Troistorrents, Collombey-Muraz, Vionnaz, Vouvry, Port-Valais und in ausgedehnter Weise in St. Gingolph angelegt wurden und heute noch als Relikte sichtbar sind. Ja, selbst Exotisches wie Granatäpfel, Mandeln, Feigen und Safran.“ (Rodewald, Seite 89)

Die Mörjerin Theres Ittig hat in den 70iger Jahren des letzten Jahrhunderts eine Diplomarbeit über die Flurnamen von Mörel verfasst. Einleitend schreibt sie zum Klima in der Region: „Mörel ist schon in früherer Zeit bekannt durch sein mildes Klima und die Fruchtbarkeit des Geländes, da es einerseits gut zur Sonne exponiert, andererseits vor Winden geschützt ist: Es finden sich die letzten Nuss- und Edelkastanienbäume des Tales. In Filet und Mörel wurde früher Safran angebaut - nur Flurnamen zeugen noch davon. Die Obstbaumgärten mit Apfel-, Birn-, Pflaumen-, Aprikosen- und Pfirsichbäumen werden immer spärlicher, da die Siedlungserweiterung mehr und mehr Kulturland gefordert hat. Ein paar Weinlauben im Dorf zu Mörel künden noch von den ehemaligen Weinbergen, die im 13. und 14. Jahrhundert auch das Goms mit Wein versorgt haben sollen.“ (Ittig Theres, Seite 15)

 

Im Salzgäb wächst wilder Spargel.